23.03.2022
Landtagswahlen in NRW
Christlich Demokratische Union · Heinrich Frieling
Interview von Matthias Koprek
In Rubrik: Wirtschaft | Aus Magazin Nr: 166
6 min Lesezeit
Mit welchen drei Hashtags würden Sie sich selbst beschreiben?
#Echt #Stark #NahDran
Sie sind direkt nach dem Abitur in die CDU eingetreten. Warum ist die CDU Ihre politische Heimat geworden?
Das hat viel mit meiner Prägung zu tun. Ich bin im Familienverbund auf einem landwirtschaftlichen Betrieb groß geworden. Die Verbundenheit mit Umwelt, Natur und Tieren, aber eben auch den Menschen, die mir wichtig sind, hat immer eine große Rolle gespielt. Wir waren ein Drei-Generationen-Haushalt. Hinzu kommt die kirchliche Arbeit, die die Werte vereint, für die die CDU steht. Es kam für mich nie eine andere Partei infrage. Obwohl man natürlich in jeder Partei Punkte findet, die einem nicht passen. Die CDU ist eben nicht nur eine christliche, sondern auch eine demokratische Partei. Man muss auch in der Partei um Positionen streiten und akzeptieren, dass man sich nicht immer ganz durchsetzen kann. Bei manchen politischen Punkten ist man vielleicht nur zu 80 Prozent dabei, aber meine Grundwerte haben schon immer mit denen der CDU übereingestimmt.
Sie sind der einzige Kandidat mit Landtagserfahrung. Wie sieht der Alltag eines Abgeordneten in Düsseldorf aus?
Der hat sich durch die Coronapandemie massiv verändert. Grundsätzlich ist das Tolle an dem Beruf, dass man einerseits die Möglichkeit hat in Düsseldorf mitzugestalten. Außerdem kann und muss man die Abgeordnetentätigkeit mit der Arbeit im Wahlkreis kombinieren. Da ist man ganz dicht dran an den Menschen und findet beispielsweise Ideen, die man mit nach Düsseldorf nehmen kann.
Die Kombination ist sehr reizvoll. Deswegen ist die Arbeit als Abgeordneter aber auch mit dem ständigen Pendeln zwischen Düsseldorf und dem Kreis Soest verbunden gewesen. Das ist leider durch die Pandemie ein bisschen verloren gegangen. Die Arbeit wurde durch die vielen Videokonferenzen menschlich karger, was sehr schade ist. Der unmittelbare Kontakt zu den Menschen ist eigentlich eine der schönsten Facetten unseres Berufes. Ich hoffe, dass das bald wieder anders wird.
Was waren Ihre größten politischen Erfolge in Ihrer ersten Legislaturperiode im Landtag?
Ich bin Mitglied im Innenausschuss und dort haben wir den Schwerpunkt auf die Einstellung zusätzlicher Polizisten gelegt. Den Personalzuwachs merkt man auch unmittelbar im Kreis Soest. Hier sind mehr Polizisten angekommen, als sonst angekommen wären.
Außerdem haben wir dafür gesorgt, dass viel mehr Geld im ländlichen Raum ankommt. Ich habe mich stark dafür eingesetzt, dass Gelder der Heimatförderung und für Dorferneuerungsprojekte in den Kreis Soest fließen. Als Beispiel sind die Schützenhallen zu nennen, wo Zusammenhalt gelebt wird. Auch das ist vielmehr geworden, im Vergleich zu früher.
Ich bin außerdem speziell im Bereich Umwelt und Landwirtschaft unterwegs. Wir hätten im Kreis Soest große Probleme bekommen, wenn das Pflanzenschutzmittelverbot für den gesamten Vogelschutz gegolten hätte. Dann hätten wir eine massive Veränderung der Agrarlandschaft und der damit verbundenen Lebensräume im Kreis gesehen. Ich habe daran mitgewirkt, die Auswirkungen deutlich zu machen, unter anderem durch einen Besuch von Armin Laschet hier in der Region. So konnten wir letztlich mit Umweltschützern und Landwirten gemeinsam auf eine bessere Lösung drängen, die dann in Berlin umgesetzt wurde.
Sie haben im Landtag gegen die Absenkung des Wahlalters gestimmt. Warum trauen Sie den 16- und 17-Jährigen nicht zu, politische Verantwortung durch Stimmabgabe zu tragen?
Ich will nicht sagen, dass ich vielen Jugendlichen keine politische Entscheidung zutraue. Aber man muss irgendwo eine Grenze ziehen. In Deutschland ist man mit 18 Jahren volljährig – mit all den damit verbundenen Rechten und Pflichten. Deswegen hielt ich es immer für sinnvoll, das beieinander zu lassen. Man kann schon erkennen, welche Parteien sich etwas davon versprechen, das Wahlalter abzusenken.
Nichtsdestotrotz muss man immer wieder neu darüber diskutieren. Aber nicht, weil sich irgendjemand etwas davon verspricht. Sondern zum Beispiel, weil das ein Weg sein könnte, mehr Menschen an unserem demokratischen Gemeinwesen teilhaben zu lassen.
Warum haben Sie im Landtag gegen die Abschaffung der Straßenbaubeiträge gestimmt?
Die Anträge, die die SPD im Landtag dazu gestellt hat, hatten keinen Beitrag zur Finanzierung. Das ist der Unterschied zwischen Regierung und Opposition. Die Opposition verspricht erst mal Geschenke, die Regierung muss sehen, dass sie mit dem Geld, das ihr anvertraut ist, auch vernünftig haushaltet. Deswegen konnte man diesen Anträgen nicht zustimmen.
Damit trotzdem eine Entlastung beim Bürger ankommt, haben wir ein großes Förderprogramm zur Verfügung gestellt, mit dem wir die Belastung der Bürger halbiert haben. Wenn es so gemacht wird, wie die SPD es will, zahlen Eigentümer und Mieter die Beiträge über die kommunalen Steuern. Durch unser Modell hingegen erfolgt eine echte Entlastung der Betroffenen.
Was fehlt Ihnen in der aktuellen Politik?
Eine Aufgabe, die man als Politiker immer hat, ist die Verbesserung der Kommunikation zwischen Bürgern und der Politik. Das hat sich durch die sozialen Medien ganz erheblich verändert. Die Kommunikation darf aber nicht selektiv werden. Wir müssen alle Menschen erreichen. Und wir müssen Wege finden, wie wir zwischen selektiven Informationen, die Parteien am linken und rechten Spektrum aktiv nutzen, und einer Informationsflut, die allen nicht hilft, einen guten Mittelweg finden.
Was war Ihr bester Fehler?
Ich weiß nicht, ob das der beste Fehler war. Aber beim letzten Wahlkampf war ich mit meiner schwarzen Kaffee-Ape unterwegs. Das hat sich als etwas naiv herausgestellt. Denn ich war dann doch überrascht, wie lange man mit so einem kleinen Fahrzeug in einem so großen Wahlkreis braucht, um von A nach B zu kommen. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich die Zeit, die ich da drauf sitze, eigentlich beim Menschen sein muss. Es war aber deshalb ein guter Fehler, weil alle die Ape gesehen habe. Deshalb kommt sie auch in diesem Jahr wieder als Wahlmobil zum Einsatz – aber mit mehr Erfahrung.
Warum sollten die Wählerinnen und Wähler Ihnen ihr Vertrauen schenken?
Ich habe gezeigt, dass ich ein starker Vertreter für die Interessen des Kreises in Düsseldorf bin. Außerdem bin ich ein Garant dafür, dass eine enge Verknüpfung zwischen dem, was vor Ort notwendig ist, und dem, was in Düsseldorf gemacht werden muss, besteht. Ich bin hier vor Ort fest verwurzelt, für jeden erreichbar und trage die Dinge nach Düsseldorf, wo ich mich für die Region einsetze.
Wobei können Sie am besten entspannen?
An der frischen Luft beim Wandern, hier vor Ort im Wahlkreis. Ich bin während der Coronapandemie durch meinen gesamten Wahlkreis gewandert – ich war in allen acht Kommunen. Das Wandern tut nicht nur dem Körper, sondern auch der Seele gut.